Kirchschule und Orgel Gränitz

Kirchschule

Im Jahre 1614 brachte es der damalige Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron von Gränitz, Christoph Heydenreich, dahin, dass Gränitz eine selbständige Parochie wurde. Derselbe ließ die baufällig gewordene Kapelle abtragen und an deren Stelle und zumeist auf seine Kosten eine Kirche mit einem hölzernen Turm auf der Mitte des Daches [auf dem Gelände des heutigen Friedhofes] erbauen. Gränitz ist, was es schon früher bis zum Jahre 1614 war, seit 1873 wieder Filiale von Großhart-mannsdorf geworden. Am 29.9.1872 brannte die Kirche, die noch mit Schindeln gedeckt war, nieder, und zwar unmittelbar nach dem Gottesdienst, den vertretungs-weise der Kirchschullehrer gehalten hatte. Die Entstehungursache des Brandes ist nicht ganz klargestellt worden. Das Feuer brach in der Kammer des Bälgetreters aus, der nach dem Dienste sich gern eine Pfeife anzündete. Innerhalb weniger Minuten hatte der ganze Dachstuhl mit dem Turm gebrannt

Weil das sehr alte Schulhaus den gesetzlichen Anforderungen längst nicht mehr genügte, die kleine, unvermögende Gemeinde Gränitz sich aber außer Stande sah, eine neue Kirche und neue Schule zugleich zu erbauen, so beschloss man den Neubau eines Bethauses mit Schule und vereinigte sich … wieder mit [der Kirchgemeinde] Großhartmannsdorf. Der beschlossene Neubau wurde im April 1875 in Angriff genommen, und zwar auf einem vom Rittergut abgetrennten Stück Wiese, das an den Gottesacker angrenzt. Das Gebäude enthält nach Süden zu die geräumige Schulstube und darüber die Lehrerwohnung, nach Norden das Bethaus mit Empore und 130 Sitzplätzen. Die Einweihung fand am Tage Allerheiligen (l. Nov.) statt, so dass die Gemeinde am ersten Montag nach dem Reformationsfest alljährlich ihre Kirchweihe feiert.
Orgel

Inzwischen hat sich das Kirchweihfest vom ersten Montag danach auf den ersten Sonntag nach dem Reformationstag verschoben. Und noch eine Ausnahmeregelung hat sich im Laufe der Zeit „eingeschlichen”: Immer wenn der Reformationstag auf einen Sonnabend fällt, wird das Kirchweihfest erst am zweiten Sonntag danach gefeiert.
Auf dem hölzernen Turme (Dachreiter) hängt eine Glocke aus der seinerzeit berühmten Glockengießerei von Große in Dresden. Über die Durchführung von Gottesdiensten in der Gränitzer Tochterkirche wurden zwischen den beiden Gemeinden und dem Pfarrer von Großhartmannsdorf entsprechende Vereinbarungen getroffen. Gegenwärtig wird in der Gränitzer Kirchschule in der Regel monatlich einmal Sakramentsgottesdienst gehalten. An Festtagen, wie Ostern, Pfingsten, Kirchweihe und Weihnachten finden zusätzliche Gottesdienste statt.

Orgel

In der kleinen Kirche in Gränitz steht eine Orgel – natürlich sehr im Schatten der Silbermannorgel in der Mutterkirche Großhartmannsdorf. Hinter dem Notenpult im Spielschrank der Orgel befindet sich eine Inschrift: „G. H. Schäf, Orgelbauer in Grünhainichen, September 1876”. Vermutlich hat das dazu geführt, dass man im Jahre 1976 das 100-jährige Bestehen der Gränitzer Orgel feierte und, dieser Tradition folgend, im Jahr 2001 das 125-jährige Orgeljubiläum.
Erbaut wurde die Orgel vom Orgelbauer Guido Schäf aus Grünhainichen der 1876 den Auftrag zur Herstellung der Orgel erhielt. Am 9.Juni 1877 wurde die Orgel übergeben. Dem Kirchkassenbuch von 1877 ist weiter zu entnehmen, dass Herr Johann Christoph Richter aus Großwaltersdorf die Orgel von Grünhainichen nach Gränitz gefahren hat und dafür 12 Mark bekam. Herr Johann Traugott Kaden durfte bei Aufstellung der Orgel 12 Tage lang „die Bälger treten” und bekam dafür ebenfalls 12 Mark (1 Mark am Tag). 30 Mark erhielt Herr Musikdirektor Eckhardt aus Freiberg für die Revision der Orgel.
Vom Orgelbauer Guido Schäf ist bekannt, dass er sich mit Silbermann-Orgeln beschäftigt hat. So hat er sich mit einer Inschrift an der großen Silbermannorgel im Dom zu Freiberg verewigt. Nachweisbar ist auch, dass Guido Schäf in den Jahren 1876, 1885 und 1889 Durchsichten an der Silbermannorgel in Großhartmannsdorf durchgeführt hat.
Inwieweit er sich beim Bau der Gränitzer Orgel von Einflüssen Silbermannscher Orgeln leiten ließ, lässt sich noch erahnen. Deutliche Parallelen zu einer Silbermannorgel zeigen der Prospekt (d.h. die äußere Ansicht der Orgel – siehe Abbildung), der Werkaufbau mit Hauptwerk und Oberwerk sowie die Balganlage mit zwei übereinander angeordneten Keilbälgen zur Windversorgung. Insgesamt macht die Gränitzer Orgel im Vergleich zu anderen Orgeln der damaligen Zeit einen eher „altmodischen” Eindruck. Die Ähnlichkeit zu den wesentlich älteren Silbermannorgeln beschränkt sich jedoch auf diese Äußerlichkeiten. Beim Anfertigen des für das Klangbild der Orgel maßgeblichen Innenlebens stand Guido Schäf unter dem Einfluss seiner Zeit, der Romantik. Den Menschen des ausgehenden 19. Jahrhunderts war der Klang der Silbermannorgeln zu grell, scharf und laut. So fertigte der Orgelbauer Schäf eine Orgel die den Klanganforderungen seiner Zeit gerecht wurde.
Das Oberwerk der Orgel ist mit nur drei Registern (Pfeifenreihen) gegenüber dem Hauptwerk mit sechs Registern sehr klein. Es ist auch nicht als Ergänzung oder Werk mit Echowirkung zum Hauptwerk gedacht. Es sollte vielmehr den leisen, weichen, verschmelzenden Klang bringen, mit dem viele Handlungen im Gottesdienst „untermalt” wurden. Viele Orgeln aus der damaligen Zeit mussten zwischenzeitlich neueren, moderneren Orgeln weichen. Zum einen, weil sie nicht solch handwerkliche Qualitäten aufwiesen, wie beispielsweise Silbermann-Orgeln, zum anderen hat sich auch der Musikgeschmack sehr schnell geändert. Auch die Gränitzer Orgel befand sich zur 100-Jahr-Feier 1976 bereits in einem äußerst bedenklichen Zustand. Am 20.10.1978 wurde dann ein elektrisches Gebläse eingebaut, so dass ab dieser Zeit niemand mehr „die Bälger treten” musste. Sicher wäre die Orgel inzwischen dem Holzwurm und der Zeit zum Opfer gefallen, wenn sich nicht Kantor Gottfried Rüger und Studenten aus der Kirchenmusikschule Dresden unter der erfahrenen Leitung von Kantor Schwarzenberg Anfang der 80er Jahre liebevoll um die Wiederinstandsetzung und Erhaltung der Orgel gemüht hätten.