Gedanken zur Jahreslosung

Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. (Johannes 6,37)

Zu einem Treffen mit guten Freunden gehört in vielen Fällen auch eine herzliche Umarmung. Sie ist Ausdruck der besonderen Verbundenheit und Aufgeschlossenheit füreinander. Mit offenen Armen begrüßt zu werden, was kann es Schöneres geben?

Doch wir kennen auch Begegnungen, bei denen wir vom ersten Moment an eine unterkühlte Atmosphäre wahrnehmen. Schon der Gesichtsausdruck unseres Gegenübers und die Körperhaltung machen deutlich, dass wir nichts voneinander zu erwarten haben, jedenfalls nichts, was uns einander näherbringt. Und auch wir selbst machen dann lieber erst einmal „dicht“.

Die Jahreslosung stellt uns Jesus als einen Freund und Gastgeber vor, der uns jederzeit mit offenen Armen empfängt. Egal wie nah oder fern wir ihm gerade stehen, seine Einladung ist nicht an Bedingungen geknüpft. Wir müssen bei ihm nicht immer gleich gut drauf sein. Wir müssen nicht zu seinen Lieblingen zählen. Selbst wenn wir etwas „verbockt“ haben, können wir jederzeit bei ihm anklopfen. Er stößt uns die Tür nicht vor der Nase zu, sondern empfängt uns mit offenen Armen.

Dass das, was bei Jesus gilt, im kirchlichen Leben nicht immer so einfach ist, dass die Offenheit untereinander nicht jederzeit gegeben ist, merken wir gerade in diesen Tagen besonders deutlich. Wir sollen und wollen als Christinnen und Christen offen sein für alle, so wie es uns Jesus vorgelebt hat.

Weil uns nach Jesu Willen aber zugleich auch die Fürsorge für die Notleidenden, die Mühseligen und Beladenen aufgetragen ist, können wir nicht für alles offen sein. Wir müssen den Zugang zu unseren Versammlungen und Veranstaltungen stärker als sonst an äußere Bedingungen knüpfen oder sie vorübergehend sogar ganz ausfallen lassen. Das ist die Spannung, in der wir stehen: Weil wir offen sein wollen für alle, aber eben nicht für alles offen sein können, wirken wir mit unseren Maßnahmen auch ausschließend – obwohl wir dabei Gutes für alle im Sinn haben.

Ich verstehe die Jahreslosung als Einladung und Ermutigung, über allen trennenden Punkten, das innere Band nicht abreißen zu lassen zu den Menschen, die die gewohnte Nähe und Offenheit in unseren kirchlichen Räumen schmerzlich vermissen. Was unter den gegenwärtigen Bedingungen so nicht umzusetzen ist, gilt dennoch bei Jesus zu jeder Zeit und wird hoffentlich nach Gottes Willen auch bald wieder möglich sein.

Pfarrer M. Köber, Mulda

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